Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung mittels AquaBeam®

Die Klinik für Urologie der Universitätsmedizin Göttingen ist Zentrum für die Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung: Roboter-gestützter Wasserstrahlablation mittels AquaBeam®:

Mit Hilfe des AquaBeam® können wir an unserer Klinik Patienten mit einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie - BPH) ein innovatives Operationsverfahren anbieten. Durch eine normale transrektale Ultraschalluntersuchung wird die Prostata millimetergenau vermessen und die Grenzen für die Entfernung des Prostatagewebes vordefiniert. Unter ständiger ultraschallgestützter Kontrolle erfolgt die Roboter-gesteuerte transurethrale Resektion des inneren Anteils (Transitionalzone) der Drüse. Die Operation erfolgt also nur durch die Harnröhre, ein Bauchschnitt ist nicht notwendig.

Ein Hochdruck-Wasserstahl ohne Hitze entfernt das überschüssige Gewebe. Durch die zielgenaue Planung und die im Vergleich zu Laserverfahren fehlende Hitzeentwicklung ist eine Schonung des umliegenden Gewebes möglich. Zudem bleibt mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der normale (antegrade) Samenerguss erhalten. Die Gewebeabtragung durch Wasserstrahlablation erfolgt innerhalb weniger Minuten. Die komplette Operationszeit beträgt nur etwa 30 Minuten. In der Regel können unsere Patienten die Klinik nach zwei Tagen ohne Katheter wieder verlassen.

Das AquaBeam® System vereinigt Bildgebung und Robotereinsatz zur Applikation von Wasser (physiologische Kochsalzlösung, 0,9% NaCl) zwecks zielgenauer und gewebe-selektiver Exzision von Prostatagewebe, ohne dabei zusätzlich thermische Energie (Hitze) anwenden zu müssen, welche kollaterales Gewebe schädigen könnte. Das System erlaubt die patientenspezifische Vorausplanung mittels einer transrektalenUltraschalluntersuchung nach Platzierung eines transurethralen Applikationssystems. Die Prostata wird räumlich abgebildet und die Bereiche der Prostata in Form und Volumen identifiziert, die später abgetragen werden sollen. Nach Beginn der Therapieabgabe wird durch ein Pumpsystem der ultradünne und dabei ultraschnelle Wasserstrahl erzeugt und in das Applikationssystem geleitet. Der geführte Wasserstrahl vollzieht die vorgegebenen Konturen des zu entfernenden Gewebes durch longitudinale und Rotationsbewegungen der Austrittsdüse im Applikationssystem nach. Der Exzisionsvorgang dauert -je nach Größe der Prostata – zwischen nur 2 und 12 Minuten.



Die WATER-Studie mit insgesamt 181 Patienten in weltweit 17 Zentren randomisierte Patienten im Verhältnis 2:1 entweder in die Gruppe, welche mittels Aquabeam behandelt wurden oder eine klassische TUR-P erhielten.

Primäre Endpunkte der Studie waren die Nicht-Unterlegenheit oder Überlegenheit der Sicherheit der neuen Methode im Vergleich zur TURP nach drei Monaten und die Nicht-Unterlegenheit der Symptomkontrolle anhand des IPSS Scores nach sechs Monaten.

Der IPSS-Score zu Beginn der Studie und das Volumen der Prostata waren in den Gruppen vergleichbar. Beide Primären Endpunkte wurden erreicht. Gemäß der Clavien-Dindo Klassifikation war die neue Methode der TURP sogar überlegen.

Der IPSS Score konnte mit der neuen Methode nach 6 Monaten um 17 Punkte gesenkt werden, mittels TURP um 15 Punkte. Nach einer Nachbeobachtungszeit von 2 Jahren zeigten Patienten der Aquabeam–Behandlungsgruppe eine Reduktion des IPSS-Wertes von 14,7 Punkten, die Patienten der TURP-Behandlungsgruppe eine Reduktion von 14,9 Punkten.

Die Entwicklung der Urinflussraten nach der Operation lag bei einer Verbesserung um 11,2 ml/s bei Aquabeam-Patienten und einer Verbesserung von 8,6 ml/s bei TURP-Patienten.

Die Veränderung der sexuellen Funktion wurde mittels Fragebogen erhoben (MSHQ). Sie war nach 2 Jahren bei Aquabeam–Patienten unverändert, hingegen bei TURP-Patienten zeigte sich diese leicht reduziert.

Zusammenfassend zeigt die Nachbeobachtung über 2 Jahre die Vergleichbarkeit hinsichtlich Wirksamkeit und Ergebnis von TURP und Aquabeam-Behandlung.

In zwei weiteren Studien wurden 118 Patienten, die im Zeitraum von September 2017 bis Juni 2018 behandelt wurden, in Analysen eingeschlossen. Die mittlere OP-Zeit betrug 20 Minuten. Es traten 13 Nebenwirkungen (Clavien-Dindo Grad größer 1) in 10 Patienten auf. Der IPSS-Score der Patienten konnte von 21,1 auf 7,3 drei Monate nach der Behandlung gesenkt werden und die Urinflussrate Qmax von 10,75 auf 21,62ml/s gesteigert werden. Bei 73% aller Patienten, die vor der Behandlung eine antegrade Ejakulation berichteten, wurde diese auch nach der Behandlung berichtet.

Publikationen:

WATER − A Double-Blind Randomized Controlled Trial of Aquablation vs. Transurethral Resection of the Prostate in Benign Prostatic Hyperplasia,

Gilling P, Barber N, Bidair M, Anderson P, Sutton M, Aho T, Kramolowsky E,
Thomas A, Cowan B, Kaufman RP Jr, Trainer A, Arther A, Badlani G, Plante M, Desai M, Doumanian L, Te AE, DeGuenther M, Roehrborn C,

The Journal of Urology® (2018) Volume 199, Issue 5, Pages 1252–1261,https://doi.org/10.1016/j.juro.2017.12.065

Two-Year Outcomes After Aquablation Compared to TURP: Efficacy and Ejaculatory Improvements Sustained

Peter Gilling, Neil Barber, Mohamed Bidair, Paul Anderson, Mark Sutton, Tev Aho, Eugene Kramolowsky, Andrew Thomas, Barrett Cowan, Ronald P. KaufmanJr., Andrew Trainer, Andrew Arther, Gopal Badlani, Mark Plante, Mihir Desai, Leo Doumanian, Alexis E. Te, Mark DeGuenther, Claus Roehrborn

Adv Ther. 2019 Jun;36(6):1326-1336

https://doi.org/10.1007/s12325-019-00952-3

Aquablation of the prostate: single‑center results of a non‑selected, consecutive patient cohort
T. Bach, I. Giannakis, A. Bachmann, C. Fiori, Fernando Gomez‑Sancha, T. R. W. Herrmann, C. Netsch, M. Rieken, C. M. Scofone, L. Tunc, J. J. Rassweiler, E. Liatsikos

World Journal of Urology, published online Sept. 24th, 2018

https://doi.org/10.1007/s00345-018-2509-y

Waterjet Ablation Therapy for Treating Benign Prostatic Obstruction in Patients with Small- to Medium-size Glands: 12-month Results of the First French Aquablation Clinical Registry.

V. Misrai, E. Rijo, K. C. Zorn, N. Barry-Delongchamps, A. Descazeaud.

Eur Urol. 2019 Jul 4. pii: S0302-2838(19)30514-7. [Epub ahead of print]

https://doi.org/10.1016/j.eururo.2019.06.024

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